Zu schön zum Niederbrennen

Freitag, 21.06.2019

Beim Frühstück gab Andrew einen historischen Abriss zun Bazsinsky-House. Der Namensgeber ist Anfang des 19. Jahrhunderts aus Preußen nach Amerika ausgewandert und hat mit einer Plantage ein Vermögen verdient, so dass er seiner Gemahlin ein Stadthaus in Vicksburg kaufen konnte. Die große Familie wohnte verstreut in der Nachbarschaft. Zuletzt nutzte ein Nachkomme, ein Arzt, gemeinsam mit seiner Frau als Krankenschwester das Haus als Hospital. Nach deren Tod haben die Erben das gesamte Inventar und schließlich 2006 das Haus an den heutigen Eigentümer verkauft, der es drei Jahre lang renovieren und mit antikem Inventar so ausstatten ließ, dass man glaubt, die ursprüngliche Einrichtung vorzufinden. Andrew ging auch kurz auf den Bürgerkrieg ein und betonte, dass die Südstaaten ihn nicht verloren, sondern ihn nicht gewonnen hätten. Übrigens wurde das leckerste und liebevollste Frühstück der gesamten Reise im Bazsinsky-House serviert, das gemeinsam mit den drei Damen bei lebhaftem Tischgespräch eingenommen wurde.

Die Fahrt wurde nach Süden fortgesetzt, nach dem kirchenreichen Ort Port Gibson MS, heute 1.800 Einwohner, den General Grant mit den Worten verschonte: "Zu schön zum Niederbrennen." Die First Presbyterian Church fällt durch eine goldene Hand mit zum Himmel erhobenen Zeigefinger auf der Kirchturmspitze anstelle eines Wetterhahnes oder Kreuzes auf.

Westlich von Port Gibson liegen die Windsor Ruins. An der Zufahrtsstraße wies ein Schild auf die Straße unter Wasser hin, doch war sie nicht geclosed. An der entsprechenden Stelle verweigerte Bolide dann aber die Durchfahrt, denn die Tiefe des Wassers war nicht auszumachen. Also Rückfahrt.

Nach etlichen Meilen tauchte das Hinweisschild zu den Windsor Ruins wieder auf, dieses Mal von der anderen Seite und die Zufahrt war frei. Die 1860 von 600 Sklaven errichtete Plantagenvilla überstand den Bürgerkrieg nahezu unbeschadet, doch hantierte ein Hausgast 1890 mit einem Streichholz so unvorsichtig, dass der Bau bis auf die Grundmauern niederbrannte und heute nur noch die zahkreichen griechisch-römisch anmutenden Säulen stehen, teilweise zugewachsen.

In Lorman MS befindet sich direkt neben dem Highway 61 der Old Country Store von 1875, der immer noch betrieben wird.

Am Nachmittag blieb noch genügend Zeit zur Besichtigung der Longwood Plantation. Irgendetwas ist ja immer das Größte in Amerika; hier handelt es sich um den größten Oktogonalbau der USA; oder von ganz Amerika? Jedenfalls liefen uns am Eingang wieder unsere drei entzückenden Ladies aus Vicksburg entgegen, mit freudiger Begrüßung. Mit dem Bau der Plantagenvilla wurde kurz vor dem Bürgerkrieg begonnen. Die Konföderierten vernichteten die Ernte, damit sie nicht in die Hände des Feindes fallen sollte. Die vorrückenden Nordstaatler brannten alle Felder trotz eines Schutzbriefes nieder, damit die Südstaaten geschädigt würden. Jedenfalls hatte die Familie keine Wirtschaftsgrundlage mehr und verarmte, auch weil das Familienoberhaupt verstarb. Nur das Basisgeschoss des Gebäudes wurde fertiggestellt und die oberen Stockwerke blieben im Rohbau, was man bei dem prächtigen Anblick von außen nicht vermuten würde. Die Räume im Untergeschoss sind original möbliert und mit Portraits und alten Photographien der Familienmitglieder ausgestattet. Ärgerlicherweise durfte aus nicht erläuterten Gründen im Basisgeschoss nicht photographiert werden und in den oberen Rohbauräumen war es uninteressant. So wurden die 20 $ pro Person für die 45-minütige Führung als nicht angemessen empfunden. Der Unterhaltungsverein legt Wert darauf, am Beispiel dieses Hauses und ihrer Eigentümerfamilie auch heute noch das von den Nordstaaten begangene Unrecht aufzuzeigen.

Die Übernachtung erfolgt in einer zentral in Natchez MS gelegenen Südstaatenvilla von 1840. Hohe Räume, viel altes Mobiliar, Stiche, Gemälde und Photographien an den Wänden, alles mit privater Atmosphäre. Der Raum der Reisegruppe trägt den Namen von Varina Davis, die, wie jeder weiß, die zweite Ehefrau des Konföderierten-Präsidenten Jefferson Davis war. Einziger Nachteil ist der fehlende Kühlschrank im Raum, wie er bisher immer vorhanden war. Dafür gibt es aber eine große Terrasse vor dem Eckraum.

Der Reiseleiter unternahm noch einen ausgedehnten Gang durch den historischen Distrikt von Natchez, heute etwa 18.000 Einwohner, eine klassische Südstaatenstadt mit vielen Antebellum-Gebäuden.

Wie bei der Führung durch die Longwood Plantation vom Führer bemerkt wurde, kann der heutige Tag als der erste Sommertag angesehen werden (bis 94 ºF).