Fahren, fahren, fahren

Samstag, 15.06.2019

Heute wurde eine lange Strecke zurückgelegt; kalkuliert waren 360 Meilen, doch trotz einer sehr weitläufigen Umleitung wurden es nur 325 Meilen, was immer noch die längste Etappe dieser Reise bedeutet. Die Strecke ließ sich verkürzen, denn ... man mag es bereits erahnen. Doch sind die ersten 1.000 Meilen gelegt.

Das erste Ziel war das Fort de Chartes bei Prairie du Rocher. Etwa drei Meilen vor dem Fort stand ein Polizeifahrzeug quer auf der Straße und der Sheriff erklärte, dass die Zufahrt wegen des Hochwassers unpassierbei sei.

Das zweite Ziel war das Fort Kaskasia bei Ellis Grove, und hier wiederholte sich die Situation.

Übrigens waren wir auf die östliche Seite des Mi gewechselt und befanden uns wieder in Illinois. Nun wollten wir auf der Illinois-Interstate 3 weiterfahren, doch war diese von unserem Standpunkt aus sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung gesperrt. Das Navi war nicht hilfreich und wurde abgeschaltet. Es fand sich eine Umleitungsstrecke in südlicher Richtung, bestimmt 30 Meilen Umweg.

Cape Girardeau MO mit dem gelobten Riverfront Bridge Park war auch nicht erreichbar. Schließlich war bereits etwa 40 Meilen vor Cairo IL, wo der Ohio River in den Mi ausmündet, ein Hinweisschild auf die wegen Hochwassers gesperrte Straße. Der Staat Illinois muss über Millionen von Schildern mit den Aufschriften "ROAD CLOSED" und "DERTOUR" verfügen.

Also nahm die Reisegruppe die nächstmögliche befahrbare Brücke zum Westufer des Mi. Bis dahin ging die Fahrt auf einsamen Straßen durch grünes Land, teilweise sogar bewaldet. In einem Hain äugte ein gar nicht so scheues Reh zum vorbeifahrenden Boliden hinüber.

Nun bekam Bolide Durst. Die nächste Tankstelle, die wie jede übliche Tankstelle aussah, wurde von Sam's Club betrieben. Dort erfolgte die Belehrung, dass man nur als Mitglied in Sam's Club tanken könne. Na, dann eben nicht.

Die letzten 150 Meilen wurden auf einem schnell befahrbaren Highway, d. h. mit immerhin 70 Meilen pro Stunde, zurückgelegt. Das Hotel in Memphis TN liegt zentral mit Blick auf den Mi.

Es blieb noch Zeit für einen Rundgang durch den zentralen Bereich von Memphis. Zum Entenabtrieb im Peabody Hotel kam die Reisegruppe relativ spät, stand weit hinten und konnte kaum etwas sehen. Und dann ging es die berühmte Beale Street entlang, vorbei am Orpheum Theatre, dem Elvis-Denkmal, dem B. B. King's Blues Club, dem A. Schwab Dry Goods Store von 1876, dem Handy Park, dem New Daisy Theatre, dem Church Park, der, wie jeder weiß, nicht nach der daneben befindlichen Kirche benannt wurde, sondern nach Robert Church, einem ehemaligen Sklaven, der es zum ersten Millionär der Stadt brachte. Überall wurde Musik gespielt, vor allem Soul und Blues. Da stellte sich langsam das ersehnte Südstaatenfeeling ein. Dann führte der Rundgang zum Lorraine Motel, mit dem Balkon vor dem berühmten Appartement 306, wo Martin Luther King 1968 assassiniert wurde; bedrückend!  Sogar zwei Oldtimer aus den 1960er Jahren stehen wie damals auf dem Parkplatz unter dem Balkon.

Der Rundgang endete auf dem Panoramaweg am Mi entlang zurück zum Hotel. Das war das erste Mal, dass am Mi flaniert werden konnte. Im Hotelzimmer ließ sich dann noch der Sonnenuntergang über dem Mi beobachten.

Dann sind in den letzten Tagen drei Anrufe auf dem Handy mit der amerikanischen Rufnummer eingegangen, wobei jedesmal nach der Gesprächsannahme aufgelegt wurde, ohne dass etwas gesagt wurde. Auch kam eine SMS mit der dringenden Aufforderung, endlich die Schulden im Fitness-Studio zu begleichen. Unsere Rufnummer ist nur Wenigen bekannt. Hoffentlich wird das Handy nicht geortet und die Reisegruppe nicht vom Gläubiger aufgesucht.

Am Morgen gab es Gewitterschauer und kürzere Sturzregen, die im Verlauf des Vormittags in leichtere Schauer übergingen. Am Nachmittag strahlte die Sonne bei teilweisen heftigen Winden. Die Temperatur erreichte bereits als unangenehm empfundene 91 ºF, was der Reiseteilnehmerin etwas zu schaffen machte.

Die MasterCard tut es übrigens wieder. Eine Sorge weniger.