Da hätte man sich einiges schenken können

Mittwoch, 03.07.2019

Zwei Parks in vier Tagen ist eine spezielle Eintrittskarte, die pro Person 30 $ mehr gekostet hätte, wenn sich die vier Tage über den Unabhängigkeitstag erstreckt hätten. Deswegen wurde der Zeitraum vom 30. Juni bis 3. Juli gewählt und dadurch musste die Reisegruppe zwei Disney-Parks an zwei Tagen nacheinander besuchen. Heute also zu Disney's Animal Kingdom.

Man ist im südlichen Afrika gewesen und im fernöstlichen asiatischen Dschungel; ach, das hätte man sich schenken können, denn diese Landschaften sind eigentlich noch originaler (wenn es diese Steigerungsform überhaupt gibt) in Disneys Animal Kingdom vorhanden. Wow, was für ein einmaliger Zoo, mit nicht übermäßig vielen Tieren, aber mit überragenden Landschaften (von Gehegen kann keine Rede sein) und Unterhaltung, wie sie in keinem deutschen Zoo zu finden ist. Der Tag begann mit einer gut halbstündigen Vorstellung "Festival of the Lion King", die in Choreographie, Darstellern, Kostümen, Gesang, Musik und Akrobatik dem Musical "Der König der Löwen" nicht nachstand. Begeisternd. Gut, dass auch hier der Fast Pass gewählt worden war, denn der Vorstellung dürften über 1.500 Zuschauer beigewohnt haben.

Auf dem Gorilla Falls Exploration Trail durch den tropischen Wald begegnete man Gorillas, Nilpferden und exotischen Vögeln. Auch ohne Fast Pass und nur mit unwesentlicher Wartezeit wurde das "A great Bird Adventure" besucht, mit erstaunlichen Dressuren von Hähnen, Perlhühnern, einem Kakadu, Papageien und einigen Greifvögeln, die dicht über die Köpfe der Zuschauer schwebten. Der Maharajah Jungle Trek führte durch Südostasien zu einem Tiger, zu Affen, Fledermäusen und einem Komodowaran, dieser aber ziemlich mickrig im Vergleich mit den auf Komodo selbst gesehenen Exemplaren.

"It's tough to be a bug", meinten jedenfalls die Käfer selbst, auch wenn deren Leben ziemlich gefährlich ist. In einem 3-D-Film wurde um Verständnis für diese aus ihrer Sicht die Welt beherrschende Tiergattung geworben, mit einem lustigen Animationsfilm, bei dem ein Käfer auch schon einmal eine stinkende Wolke aus seinem Hinterteil ins Publikum blies und andere Käfer aggressive Säure auf die Zuschauer spritzten; dabei wurden alle ein bißchen nass. Beim Ende des Films verließen zuerst die Krabbeltiere den Zuschauerraum;  jedenfalls verspürte man auf seinem Sitz die durchkrabbelnden Tierchen.

Auf ungepflasterten Straßen ging die Kilimanjaro Safari durch das Harambe Wildlive Reserve, durch unwegsames und zerklüftetes Gelände. Der Safarilastwagen wurde virtuos von Rafi gesteuert, die nicht viel älter als 20 Jahre sein mochte und die sich mit den Worten vorstellte, dass sie unsere Fahrerin für die nächsten zwei Wochen sei. Auf der Fahrt durch den Dschungel und die Savanne wird man gut durchgeschüttelt. Zu sehen gab es ein Okapi, Elefanten, Giraffen, Nashörner, Antilopen u. a., und Rafi plauderte und plauderte dazu.

Im Dinoland sieht es so aus, wie man es erwartet. Pandora, the World of Avatar, verblüfft mit extraterristischen Landschaften. Wir vermuten, dass der Film hier gedreht wurde, bevor die Landschaft dem Animal Kingdom eingegliedert wurde. Es war noch etwas Zeit für eine Unternehmung übrig, doch wollte die Reisegruppe keine 120 Minuten auf den Einlass zur Avatar Flight of Passage warten.

Wegen Blitz und gewaltigem Donner in nicht allzugroßer Entfernung wurde die Fahrt auf den Kali River Rapids eine Zeitlang ausgesetzt. Hierfür besaß die Reisegruppe den Fast Pass und wartete fast eineinhalb Stunden auf die Wiederaufnahme des Betriebs. Es wurde nicht zuviel versprochen; man wurde auf dem Floß nicht nur nass, sondern klatschnass, bei der Fahrt mit scharfen Kurven und plötzlichen Sturzfahrten. Bei dem schwülheißen Wetter war das eine gute Abkühlung zum Ausklang in diesem einmaligen Park, der bestimmt genauso viele Besucher wie der Magic Kingdom Park am Vortage hatte.

Auch in diesem Park liefen viele Mitarbeiter kostümiert herum und es gab Musik zu hören, und die Musikgruppen waren gut. Offensichtlich sind die Mitarbeiter angewiesen, die Besucher persönlich anzusprechen, oder sie tun es aus Langeweile. Eine ältere Dame berichtete, dass sie aus New Jersey stamme und vorher bei Sea World gearbeitet habe. Die Parks sind jedenfalls ein großer Beschäftigungsmotor für Orlando.

Und dann begann das große Abenteuer, der Einkauf für die nächsten zwei bis drei Tage, denn die Reisegruppe geht davon aus, dass die Geschäfte am morgigen Unabhängigkeitstag geschlossen haben dürften. Um einen weiteren Travelor Cheque einsetzen zu können, wurde ein Walmart aufgesucht, Das Abenteuer begann, als für den Kaufbetrag von 118 $ zwei Schecks über je 100 $ vorgelegt wurden. Erwartungsgemäß war dem Kassierer derartiges noch nie untergekommen, auch den benachbarten Kassierern nicht. Nachdenklich wurde er, als man den Beleg von einem anderen Walmart vorlegte, auf dem der Empfang eines Travelor Cheques quittiert war. Er fragte seinen Vorgesetzten, der zunächst die Schecks ablehnte. Der Reiseleiter insistierte aber, so dass der Manager irgendeine vorgesetzte Stelle anrief. Das Kochen der Kunden an der Kasse hinter einem war nicht zu überhören. Schließlich konnte der Kassierer einen Zwischenbeleg ausdrucken, mit dem der Manager sich zur weiteren Informationseinholung zurückziehen konnte, so dass die wartenden Kunden nach nun etwa 20 Minuten abkassiert werden konnten. Die weitere Eruierung ergab, dass die beiden Schecks wie Bargeld angenommen werden können und der Differenzbetrag bar auszuzahlen sei. Der erste Kassierer war freundlich, der Manager schroff und die zweite Kassiererin, die die Schecks bearbeitete, entschuldigte sich für die lange Wartezeit. Sie musste noch darauf hingewiesen werden, dass der Einlösende die Schecks in ihrer Gegenwart nochmals zu unterschreiben habe. Alle Beteiligten beteuerten, noch niemals mit Derartigem zu tun gehabt zu haben, und vermutlich wird es auch nie wieder vorkommen. Jedenfalls war das Abendessen gesichert.