Auf dem Blues Highway

Mittwoch, 19.06.2019

Die erste Aktion nach dem Frühstück galt der Bargeldversorgung. Dazu sollten weitere Traveller Cheques eingetauscht werden, doch sah sich die erste aufgesuchte Bank dazu nicht in der Lage und verwies auf eine mitbewerbende Bank. Doch auch dort wusste man mit den Schecks nichts anzufangen und benannte ein drittes Geldinstitut. Wieder das gleiche Spiel und wir mögen es doch bitte bei einer Bank in Memphis versuchen. Na ja! Mehr als drei Banken dürfte es in Clarksdale mit seinen 20.000 Einwohnern wohl nicht geben. Insgesamt aber waren alle höflich und freundlich und hatten nicht viel zu tun.

An Devil's Crossroad in Clarksdale soll einmal der damals junge und mäßige Blues-Musiker Robert Johnson gestanden haben, während ein Hund im Straßengraben musikalisch jaulte. Der Teufel kam zu ihm und bot ihm an, seine Seele zu nehmen und ihm dafür den Blues zu geben, den der Hund bereits hätte, weil der dem Teufel schon seine Seele schulde. Auch bekäme er alle schönen Frauen und den ganzen Whisky, den es im Delta zu trinken gebe, und er würde der König des Delta-Blues werden. Robert Johnson akzeptierte und wurde ein begnadeter Blues-Musiker. Was aus seiner Seele wurde, ist unbekannt, doch ist er nicht alt geworden. An der Kreuzung der State Street mit der Desoto Avenue beginnt der Blues Highway. Übrigens wird der gesamte Abschnitt des Mi von Clarksdale bis zur Mündung als "Delta" bezeichnet, was wasserbaulichem Verständnis widerspricht.

Die Weiterfahrt ging nach Süden via Rosedale MS und Greenville MS im Wesentlichen auf dem Highway 1 durch grünes Land, weitgehend landwirtschaftlich genutzt, vielfach Maisanbau, insgesamt 180 Meilen. Bei Rosedale war der ewig lange Deich des Mi-Vorlandes zu betrachten. Greenville bot gar nichts. Etwa 40 Meilen vor Vicksburg begann die Wasserlandschaft. Großflächig war das Gelände überstaut und auch etliche Wohngebäude standen unter Wasser. Auf dem Highway 1 fuhr man wie über Wasser und nahezu alle abgehenden Straßen waren "closed".

Da sich keine Besichtigungsziele angeboten hatten, wurde die Unterkunft in Vicksburg MS bereits um 14 Uhr erreicht, war aber versperrt. Unter der angegebenen Rufnummer wurde Andrew angetroffen, der zu Recht darauf verwies, dass das Haus erst ab 15 Uhr verfügbar sei. Er kam aber nach gut 20 Minuten und führte in das Bazsinsky-House ein, erbaut 1861. Alles ist sehr privat eingerichtet und die Räume sind wie in einem Museum. Die Reisegruppe ist in einem Zimmer mit Blick auf den Mi untergebracht. Die Räume sind wohl vier Meter hoch, mit Holzdielenfußboden und Teppichen darüber. Zufälligerweise hängen in dem großzügigen Raum der Reisegruppe japanische Aquarellbilder an der Wand. Das Haus ist völlig anders als alle bisherigen. Man kann alle Räume aufsuchen und niemand ist anwesend. Überhaupt sind nur zwei Gästezimmer vorhanden.

Zu den weiteren Gästen des Hauses zählt eine ältere Dame, die entweder selbst oder ein Angehöriger von ihr 1963 aus Ost-Berlin in die USA gekommen ist. Sie ist mit einer Tochter und einer Enkeltochter unterwegs und hat noch eine Freundin in Deutschland.

Nach den anstrengenden Tagen durfte sich die Reisegruppe auch einmal wieder ein ordentliches Abendessen gönnen und begab sich zu einer Roof-Bar mit Blick auf den Sonnenuntergang am Mi. Bestellt wurden Shrimps and Grit; Grit ist ein Maisbrei, der etwas pampig schmeckt, aber mit Tomaten und Zwiebeln durchaus genießbar. Der Merlot dazu war etwas säuerlich, das Draft aber trinkbar. Unerwarteterweise gab es danach noch Sundowner-Cocktails.

Zwar war es immer noch schwülwarm, aber nicht mehr so heiß wie tagsüber. Also wurde noch eine Teilstrecke des Historic Walks von Vicksburg abgelaufen.

Morgens noch stark bewölkt, im Tagesverlauf auflockernd, abends klar, bis 86 ºF.